Was braucht die Menschheit, damit es allen auf der Erde gut geht? Wie stellen sich die Kinder ihre Zukunft vor? Und wofür wollen sie sich einsetzen? Um diese Fragen geht es beim “Zukunftstag”, den im vergangenen Schulhalbjahr drei Lerngruppen des Campus Hannah Höch jeden Mittwoch begingen. Dabei entwickelten sie möglichst selbständig Projekte, die die Welt ein bisschen besser machten. Das Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen leisteten sie in den drei Wochenstunden ganz nebenbei.

Der Zukunftstag am Campus ist Teil der “Frei Day”-Initiative, bei der die Schüler*innen selbst gewählten Zukunftsfragen auf der Spur sind. Natürlich lief zum Start dieses Lernformats noch nicht alles rund auf der großen Lernetage der Grundstufe am Campus, aber die beteiligten Kinder und Pädagog*innen ziehen ein positives Zwischenfazit und sehen sich auf dem richtigen Weg.

Herr Fiedler, der den Zukunftstag am Campus maßgeblich mit plante und vorbereitete, beschreibt hier seine Eindrücke vom ersten halben Jahr Projektarbeit an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen:
Warum wir den Zukunftstag eingeführt haben
Der Zukunftstag ist ein besonderer Tag in der Schule, an dem wir uns überlegen, wie die Welt in Zukunft sein sollte. Wir machen Projekte und Aktionen, die die Welt ein bisschen besser machen. Wir sehen, dass jeder etwas tun kann. Die Kinder haben viele Ideen. Wir haben den Zukunftstag eingeführt, damit die Kinder lernen, wie sie ihre Ideen gestalten, umsetzen und realisieren können.

Was wir am Zukunftstag machen
Es gibt zwei Großgruppen bei uns. Die 123e und 123f sind die „Future Kids“ und arbeiten mittwochs gemeinsam auf ihrem Flur und in ihren Räumen. Sie sind viel unterwegs zum Beispiel in der Gartenarbeitsschule, im Seniorenheim oder bei der BSR. Der Zukunftstag wird hier stärker von den Pädagogen gelenkt und die Projekte vorgegeben.
Die Kinder aus der 456a, 456b und 456c arbeiten an selbstgewählten Projekten oder nehmen ein Angebot der Pädagogen an. Sie treffen sich auf der Lernetage und beginnen mit einer Besprechung im großen Kreis. Hier kann von Projekten berichtet werden und Sachen vorgestellt werden. Sie besprechen, was an dem Tag besonders ist, ob jemand Unterstützung braucht und ob es noch Fragen gibt.

Dann arbeiten die Kinder zwei Stunden an ihren Projekten. Jede Gruppe hat einen Pädagogen als Ansprechpartner. Am Ende schreiben sie in ihr Journal, was sie heute gemacht haben. Alle vier Wochen gibt es ein Treffen für Präsentationen im Plenum.
Was die Kinder am Zukunftstag lernen
Die Kinder lernen viele Sachen, die man nicht mit einem Test prüfen kann. Sie lernen, wie man eine Idee entwickelt. Sie lernen, mit Problemen und Schwierigkeiten umzugehen. Sie lernen miteinander zu arbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie lernen mit Geld umzugehen zu wirtschaften. Sie telefonieren und schreiben E-Mails um ihre Anfragen zu stellen. Sie führen Interviews und Befragungen durch und dokumentieren ihre Erlebnisse. Ganz nebenbei lernen sie die großen Probleme der Menschen auf unserer Welt kennen und warum es oft so schwierig ist, sie zu lösen.

Wie der Zukunftstag ankommt
Wir haben eine anonyme Umfrage gemacht. Kinder geben im Durchschnitt 4 von 5 Sternen. Die meisten finden den Zukunftstag gut, weil man da an eigenen Projekten arbeiten kann. Manche finden es langweilig, weil sie nur langsam vorankommen oder keine Lust haben, etwas zu machen. Viele Kinder finden die Themen interessant und dass die Kinder im Plenum moderieren. Manche schreiben nicht gerne in das Journal oder wollen, dass die Arbeitszeit kürzer ist.

Welches die Highlights des Zukunftstags sind
Ich habe drei Kategorien von Highlights. Als erstes sind das die Kinder, die richtig Lust haben, etwas zu machen und die nicht viel Hilfe von uns Erwachsenen brauchen, um ihre Ideen zu verwirklichen: Müllprojekt, Spenden für die Charite, Mutmachaufkleber, Hilfe für das Kinderheim, aber auch die Kinder, die gerne moderieren. Sie leuchten voller Schaffensdrang und strahlen eine motivierende Atmosphäre aus.

Das zweite Highlight sind Projekte, die über die ganze Zeit so schleichend voran gingen und dann doch geklappt haben. Ich dachte immer, die Kinder kommen nicht weiter und der Fortschritt ist so ineffizient und langsam. Als diese Projekte dann zum Ende des Schuljahres doch fertig wurden, waren die Kinder stolz, dass sie es doch geschafft haben, obwohl sie manchmal selbst nicht mehr dran geglaubt hatten (Hilfe bei der Tafel, Rente im Bundestag, Aufkleber als Spendenaktion).

Die dritte Kategorie ist die schulische Seite, weil ich es spannend finde, wie sich durch den Zukunftstag das Lernen und Lehren in der Schule verändert. Dass dieser Tag so klappt geht nur, weil hier viele Professionen zusammenarbeiten. Lehrer, Erzieher, Studierende, Förderverein und Lesepaten müssen sich viel absprechen und das ist wirklich nicht immer leicht. Es gab auch Frust und nicht jeder kommt mit seiner veränderten Rolle zurecht. Am Zukunftstag sehe ich unsere Schule, wie sie versucht, durch Organisation und Struktur die Kinder zu befähigen, Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit Menschen und Umwelt auf dieser Welt zu übernehmen. Auch wenn ich weiß, dass wir vieles noch besser machen können, ist es für mich ein Highlight, dass wir uns überhaupt auf den Weg gemacht haben.
Impressionen vom Zukunftstag
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