Ein Tanz der Superkräfte: Willkommenskinder machen Theater

Ein Kind geht durch den Wald und träumt davon, Superkräfte zu haben. Da trifft es auf die Natur und erzählt ihr von seinem sehnlichen Wunsch. Die Natur gibt zu bedenken, dass man erst lernen müsse, mit Superkräften richtig umzugehen. Das Kind werde aber auf seinem Weg durch den Wald mehreren Superkräften begegnen und von ihnen lernen. Das Kind trifft nacheinander auf die Zeit, das Feuer, das Wasser, die Erde, den Wind, die Sonne, den Äther und die Liebe. Von jeder Superkraft erfährt das Kind, dass es auch Superkräfte haben kann, aber nicht, wie es sie erlangt. Am Ende überreichen alle Superkräfte dem Kind singend eine Superheldenurkunde.

Das ist zusammengefasst die Handlung des Theaterstücks, das die Willkommenskinder an der Grundstufe des Campus entwickelt und vor anderen Lerngruppen aufgeführt haben – in deutscher Sprache wohlgemerkt. Monatelang haben sie an dem Stück gefeilt und geübt. Und dabei haben sie auch sehr viel über sich selbst gelernt.

Kinder brachten ihre eigenen Ideen ein

„Die  Idee, mit den Willkommenskindern ein Theaterstück zu entwickeln, ist spontan entstanden. Ich schaue in meinem Arbeitsalltag immer, was die Kinder mitbringen, welche Interessen sie haben und knüpfe an ihre aktuellen Interessen und Bedürfnisse an“, erzählt Frau Poznyak. „So haben mir die Kinder an einem Tag ein kurzes Stück aufgeführt. In dem Moment habe ich ihr Potenzial verspürt. Das war im Herbst. Daraufhin habe ich vorgeschlagen, an einem Theaterstück zu arbeiten.“

Als erstes sammelten die Kinder gemeinsam Ideen, aus denen Frau Poznyak über die Weihnachtszeit den Entwurf für ein Bühnenstück mit Rollen und Texten formte. Dieses rudimentäre Skript haben die Kinder mit Frau Poznyak während der Proben immer weiter verändert, bis es schließlich passte. Auch die Musikauswahl kam erst in dieser Phase dazu. Und den Namen für das Stück fand Frau Schulz erst kurz vor der Aufführung: „Der Tanz der Superkräfte“.

Ich weiß! Man muss aus der Seele sprechen, dann wird es echt!

David aus der 123h

„Die Kinder hatten immer neue Verbesserungsvorschläge. Sie haben sich selbst die Choreographien ausgedacht, und an einem Tag hat uns die bezaubernde Sabine Reinfeld unterstützt und uns sehr wertvolle Tipps gegeben“, sagt Frau Poznyak. „An dieser Stelle ein großer Dank an sie!“

Intensive Wochen vor der Aufführung

Ihre deutschen Texte zu verstehen und auswendig zu lernen, war für die Kinder kein Problem. Aber nach den Winterferien zogen sich die Proben länger hin, weil immer wieder einzelne oder gleich mehrere Kinder gleichzeitig wegen Krankheiten ausfielen. Die für Mitte März geplante Aufführung des Theaterstücks wurde deshalb an das Monatsende verschoben.

„Ich denke, wir haben es nur hinbekommen, das Stück bis zu den Osterferien auf die Beine zu stellen, weil wir uns alle sehr flexibel zeigten – die Erwachsenen und auch die Kinder“, berichtet Frau Poznyak. „Es hat mich sehr beeindruckt, dass die Kinder das mitgemacht haben. Die zwei Wochen vor der Aufführung waren dann sehr intensiv.“

Wir schaffen alles!

Slata aus der 456a

Für Frau Poznyak war das Ganze viel mehr als ein Theaterstück. „All das war für uns ein sehr wertvoller Prozess mit unzähligen Facetten! Wir hatten Ängste und Zweifel und sind dadurch ein Stück mutiger geworden. Auf Beschwerden haben wir zusammen Lösungen gefunden. Durch Streit sind wir uns näher gekommen. Wir haben viel gelacht und auch geweint. Wir mussten lernen, uns aufeinander verlassen zu können. Und wir haben gelernt flexibel zu sein, weil wir nicht wussten, wer wann wieder gesund  oder erneut krank wird“, erzählt sie begeistert. „Jeder von uns hat innere Grenzen überwunden und hat wertvolle Entdeckungen gemacht und ist dadurch ein Stück gewachsen. Wir haben einander viel besser kennengelernt und gesehen, was der oder die andere alles mitbringt.“

Als großes Geschenk empfand Frau Poznyak das kurze Video, das Slata von der Aufführung zusammengeschnitten hat. Am Ende stand auf dem Bildschirm: “Wir schaffen alles!”