Unsere Lehrer*innen: Herr Sudhues, der Künstler

Warum ein Kunststudium nach der Schule? Weil man als kritisch denkender Schüler ständig mit andersdenkenden Lehrer*innen und Mitschüler*innen aneckte und Freiheit suchte. So war es jedenfalls bei Herrn Sudhues. Jetzt bringt er als Lehrer Schüler*innen am Campus Hannah Höch Kunst näher und hat dabei jede Menge Spaß, wie er im Interview erzählt.

Welche Fächer und Klassen unterrichten Sie, Herr Sudhues?

Seit Januar vergangenen Jahres unterrichte ich Kunst. Vom ersten bis zum zehnten Jahrgang, im Kunstpavillon Haus 4.

Max Sudhues, Künstler und Lehrer am Campus Hannah Höch
Herr Sudhues, Künstler und Lehrer am Campus Hannah Höch: Von den Schüler*innen wird er auch Herr Max genannt.

Warum sind Sie Lehrer geworden?

Ich bin eigentlich Künstler, habe im In- und Ausland ausgestellt und allerlei Erfahrungen in der Kunstszene gemacht – und habe mit den Jahren immer mehr Freude gefunden und Sinn darin gesehen, Kunst an Schüler*innen zu vermitteln und sie dafür zu begeistern. Deshalb bin ich jetzt Kunstlehrer – als Künstler.

Was war bislang Ihr lustigstes Erlebnis im Unterricht?

Eigentlich hat fast jede Unterrichtsstunde lustige Momente. Es passiert immer wieder, dass ich Tränen vor Lachen in den Augen habe, wenn die Schüler*innen über ihre Sicht auf die Welt berichten, und ich mich einfach nur alt fühle. Wenn mir von Euch mit meinem neuen Ipad geholfen wird, mit dem ich noch nicht so gut klarkomme. Wenn ich kurz auf die Schippe genommen werde, und das auch noch rotzfrech – aber man hinterher zusammen darüber lachen kann.

Wie waren Sie als Schüler?

Ich war in einigen Fächern sehr gut und sehr engagiert und in anderen dafür sehr schlecht und faul. Grauzonen gab es kaum. Ich habe jahrelang leitend die Schülerzeitung gemacht. In der Mittel- und Oberstufe war ich ein kritischer, sehr politisch orientierter Schüler und bin deswegen andauernd mit andersdenkenden Lehrer*innen und auch Mitschüler*innen aneinandergeraten. Dass ich mein Abitur im ersten Anlauf geschafft habe, ist mir immer noch ein Rätsel – aber viele Lehrer*innen waren froh, dass ich dann weg war… So kommt man schnell auf die Idee eines Kunststudiums. Das bedeutete Freiheit. Es waren aber auch andere Zeiten und Schulen.

Was war Ihre schlechteste Note als Schüler und im welchem Fach haben Sie sie bekommen?

Mathe, Mathe, Mathe, immer wieder. Das ging hin bis zu fast null Punkten, also fast einer Sechs. Damals bekamen die Eltern dann einen warnenden „Roten Brief“. Auch in Chemie, Physik und Biologie konnte ich nicht wirklich überzeugen. Sport war auch nicht so mein Ding.

Wie erleben Sie es, Schüler*innen zu bewerten?

Ich finde das Bewerten von künstlerischen Leistungen im Unterricht schwierig. Mir geht es mehr um die Entwicklung – sehe ich, dass sich die Schüler*in X im Laufe des Schulhalbjahres verbessert, präziser arbeitet? Oder sehe ich, dass Schüler*in Y gar keine Lust hat und sich denkt: Ist ja nur Kunst… ? Ich muss Euch am Ende bewerten und das tue ich ungern, aber mit genauem Blick auf die Gesamtsituation. Es kümmert mich nicht, wenn mal ein Strich daneben geht oder auch ab und zu bei manchenn gar nichts Kreatives passiert, weil wir alle ab der 5. Stunde erschöpft sind. Es geht um Anspruch und Entscheidung – nämlich Eure!

Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht in der Schule sind?

Ich gehe gerne mit Freund*innen essen, mache im Home-Studio elektronische Musik, die allerdings alle Schüler*innen hier sicher sehr langweilig finden würden, und genieße Ausstellungsbesuche und Reisen (letzteres vor und dann wieder nach Corona). Yoga wäre mal wieder angebracht, da war ich mal aktiver.

Was gefällt Ihnen an unserer Schule? Warum haben Sie sich für die Hannah Höch entschieden?

Ich mag die Idee der Gemeinschaftsschule und hoffe, wenn es denn wieder möglich ist, mehr jahrgangsübergreifende Projekte anbieten zu können. Das stärkt uns alle. Viele tolle Kolleg*innen in beiden Häusern haben mir beim Einstieg sehr geholfen, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. Und, last but not least: Die Schüler*innen sind eine gute Mischung aus kreativen, eigenständigen, manchmal nicht einfachen, (und wie schon gesagt) rotzfrechen, aber immer liebenswerten Menschen. Wie eine Collage von Hannah Höch! Und der Kunstpavillon mit dem Blick in den Niederseilgarten ist einfach der schönste Arbeitsplatz, den man sich wünschen kann. Hoffentlich strahlt das im Unterricht auch auf Euch ab.

Vielen Dank für das Interview, Herr Sudhues.

Die Fragen an Herrn Sudhues entwickelte Jan-Leon (M6) für die Schüler*innen-Zeitung.