Wir hatten Besuch vom Fernsehen! Eine für den rbb arbeitende Journalistin kam zu unserer Redaktionssitzung und befragte uns zum Thema Pressefreiheit, Fake News und Social Media. Mit dabei war auch eine Kamerafrau, die alles filmte. Zu sehen waren wir dann in einem Beitrag für die Abendschau.
Frau Rubarth, die Journalistin, fragte uns, wie wir unsere Themen recherchieren und Artikel schreiben und überarbeiten. Wir haben die Gelegenheit genutzt, Frau Rubarth auch selbst ein paar Fragen zur Arbeit als Fernsehjournalistin zu stellen.
SCHNIPSEL: Wie viel müssen Sie filmen für 3 Minuten Beitrag?
FRAU RUBARTH: Wir möchten für einen schönen Fernsehbeitrag die besten Antworten nutzen und wissen vorher nicht, wer genau was sagt. Deshalb stellen wir so viele Fragen. Wenn wir einen reinen Nachrichtenfilm machen, geht es oft schneller. Bei den Bildern ist es ähnlich. Da der Fernsehbeitrag ja nicht schon vor dem Dreh in Bildern und Tönen feststeht, wir nicht genau wissen, wie es vor Ort aussieht und was genau im Einzelnen geschieht, drehen wir viel und nehmen das Beste und Schönste daraus für unseren Film. Außerdem sieht ein Film dann gut aus, wenn eine Szene aus verschiedenen Perspektiven gedreht wurde. Deshalb sagen wir oft: “Bitte nochmal!”
SCHNIPSEL: Werden viele Szenen rausgeschnitten?
FRAU RUBARTH: Ja, weil wir mehr drehen, als wir letztendlich brauchen. Nach dem Dreh sichten wir das Material gründlich und entscheiden, welche Szenen reinkommen und welche leider nicht in den Film kommen.
SCHNIPSEL: Warum wollten Sie ausgerechnet eine Schülerzeitung am Tag der Pressefreiheit Interviewen?
FRAU RUBARTH: Wir wollten wissen: Wie arbeiten junge Menschen in Berlin an ihrer Zeitung? Wie viel wissen Schülerinnen und Schüler schon darüber, wie man richtig recherchiert, wo man gute Informationen findet – und wie frei sie in ihrer Themenwahl sind. Und da ja zeitgleich die Woche der Meinungsfreiheit ist, wollten wir wissen: Dürft ihr alles schreiben, was ihr wollt? Wie geht ihr mit unterschiedlichen Meinungen um?
SCHNIPSEL: Wie viele Leute arbeiten wie lange an so einem Beitrag?
FRAU RUBARTH: Dafür erzähle ich am besten, wie die Produktionswoche aussieht: Am Montag haben wir uns in der Redaktion darüber verständigt, dass wir mit jungen Menschen über Presse- und Meinungsfreiheit sprechen wollen und überlegt, wie wir am besten mit wem sprechen können. Am Dienstag habe ich mehrere Berliner Schülerzeitungen kontaktiert und gefragt, ob ich bei ihnen drehen kann. Das ist nicht immer einfach, weil man dafür die Einverständnis der Eltern und der Schule braucht. Und natürlich müssen die Kinder Lust darauf haben. Dann haben sich mehrere Redaktionen zurückgemeldet und ich habe überlegt: Zu wem gehe ich? Wann kann ich drehen? Wann habe ich ein Kamerateam? Dann haben wir bei euch gedreht und ich habe gemeinsam mit einer Cutterin den Film geschnitten und nach der Abnahme – also dem Ok meiner Redakteurin – habe ich den Film mit Hilfe eines Toningenieurs im Synchronstudio eingesprochen. Also im Grunde: eine Redakteurin, eine Autorin/Reporterin, eine Kamerafrau, eine Cutterin, ein Toningenieur – fünf Menschen.
SCHNIPSEL: Warum haben Sie sich SCHNIPSEL als Schülerzeitung ausgesucht?
FRAU RUBARTH: Ich habe geschaut: Wo entstehen in Berlin gute Schülerzeitungen? Über den Schülerzeitungswettbewerb habe ich gute Redaktionen gefunden. SCHNIPSEL fand ich spannend, weil es euch noch nicht so lange gibt, schon sehr junge Kinder bei euch mitmachen und mitschreiben.
SCHNIPSEL: Gibt es Regeln, was gezeigt werden darf und was nicht?
FRAU RUBARTH: Ja, ich darf einzelne Kinder nur im Film zeigen, wenn ich das Einverständnis der Eltern habe. Gruppen hingegen darf ich zeigen. Oder Erwachsene, die mir ihr Einverständnis geben. Wenn ich in einer Schule drehe, muss natürlich auch die Schulleitung zustimmen. Für Orte, die nicht frei zugänglich für jeden sind oder die jemandem gehören, brauchen ich immer eine Genehmigung. Also für Schulen, Geschäfte, Busse etc. Außerdem darf ich keine privaten Daten zeigen. Also zum Beispiel die Nummern auf Ausweisen.
SCHNIPSEL: Wie war Ihr erster Eindruck von unserer Schülerzeitung?
FRAU RUBARTH: Ich fand euch super! Ihr seid wissbegierig (das merke ich natürlich auch bei der Anfrage für dieses Interview), ihr seid mit Herzblut dabei, diskutiert und respektiert die Meinung anderer. Und ihr wisst schon ganz genau Bescheid darüber, wie man recherchiert und gute Texte schreibt.
SCHNIPSEL: Was macht man bei einer Fernsehsendung ganz anders als bei einer Zeitung?
FRAU RUBARTH: Je nachdem, für welche Beitragsart man sich entscheidet und ob man für Zeitung/Radio/Fernsehen/Online oder Social Media arbeitet, muss man an unterschiedliche Dinge denken. Zeitungsleser*innen sehen vielleicht ein Foto, manchmal auch nicht. Also muss man in geschriebenen Texten mehr beschreiben, was genau man sieht, z.B.: Wie sieht eine Person aus? Wie ist das Wetter? Beim Radio höre ich, wie jemand spricht, muss aber ebenso beschreiben, was ich sehe. Beim Fernsehen sehe ich viel, muss aber darauf achten, dass ich nicht Dinge erzähle, die nicht zu den Bildern passen. Für einen Zeitungsartikel kann ich auch ein Interview über das Telefon gut nutzen. Beim Fernsehen ist man immer auch vor Ort.
SCHNIPSEL: Sind Sie bei den Sendungen noch aufgeregt?
FRAU RUBARTH: Nicht mehr so wie früher. Da musste ich manchmal, wenn die Sendung schon lief, noch meinen Text einsprechen. Also live. Das passiert mir nicht mehr so häufig. Aber klar: Der Job ist aufregend. Das macht aber auch sehr viel Spaß!
Autor*innen: Yuna und Jarik