Im Fernsehen sehen wir gerade bei der Europameisterschaft jeden Tag erstklassige Fußballerinnen. Aber in den Pausen auf dem Schulhof fällt auf, dass viel mehr Jungen als Mädchen auf dem roten Hof Fußball spielen. Wo kann man eigentlich als Mädchen trainieren? Wir finden heraus, dass es beim 1. FC Lübars eine erfolgreiche Mädchenmannschaft gibt. Wir laden die Trainerin Maja Bogs zum Interview in die SCHNIPSEL-Redaktion. Beim Gespräch erfahren wir, dass es früher im Fußball gar nicht so gerecht zuging und warum es für Frau Bogs nichts schöneres gibt als Fußball.
SCHNIPSEL: Schauen Sie zurzeit die Fußball Europameisterschaft?
FRAU BOGS: Na klar. Selbstverständlich verfolge ich die sehr aufmerksam. Da zum Glück viele, viele Spiele übertragen werden. War ja früher auch nicht so …
SCHNIPSEL: Was denken Sie so, wenn Sie die EM in diesem Jahr mit der Zeit früher vergleichen?
FRAU BOGS: Das ist eine tolle Entwicklung beim Frauenfußball. Der Fußball ist athletischer geworden. Die Spielerinnen sind viel, viel schneller. Die Entwicklung ist toll, auch bedingt dadurch, dass die Voraussetzungen da sind. Wir haben Leistungszentren in München, in Wolfsburg und Potsdam.
SCHNIPSEL: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?
FRAU BOGS: Ich war auf der Kinder- und Jugend-Sportschule damals in Ostberlin 1967. Von der sechsten bis zur zehnten Klasse habe ich Leistungssport gemacht, Leichtathletik, und wir haben schon immer als Werfer Fußball gespielt, zum Warm-machen und zum Spaß. Und dadurch bin ich auch zum Fußball gekommen.
SCHNIPSEL: Warum mögen Sie Fußball?
FRAU BOGS: Warum? Einfach weil. Wir kamen aus dem Einzelsport, damals von der Leichtathletik. Der Mannschaftssport ist eine große Klasse und ist mit Laufen verbunden, mit Technik, mit Erfolgen, mit Siegen, mit Torjubel. Also einfach toll.
SCHNIPSEL: Was war Ihr größter Erfolg?
FRAU BOGS: Ja, als Spielerin waren das bestimmt unsere Meistertitel, damals noch im Ostteil der Stadt, sind wir zehn Mal Berliner Meister gewesen, mit Lichtenberg 47 und mit Köpenick. Und das große Highlight war 2015 mit dem 1. FC Lübars, dass wir Meister der 2. Bundesliga wurden, mit der Möglichkeit aufzusteigen in die 1. Bundesliga. Aber unser damaliger Kooper-ationspartner hatte leider was dagegen.

SCHNIPSEL: Können Sie das genauer erklären?
FRAU BOGS: Wir haben von 2011 an eine Kooperation mit Hertha BSC gehabt, zum Aufbau und Aktivierung des Frauenfußballs. Hertha hat mit Equipment und ein bisschen finanziellen Mitteln unterstützt. Und 2015, als wir Meister wurden, hat Hertha dann nein gesagt und uns nicht mehr unterstützt.
SCHNIPSEL: Wissen Sie warum?
FRAU BOGS: Ja, es ging um Finanzen. Das waren Reisekosten, Hotelkosten, es wäre eine schöne Summe geworden. Aber leider Gottes hat es nicht geklappt.
SCHNIPSEL: Finden Sie es gut, dass Frauen die Möglichkeit haben, Fußball zu spielen?
FRAU BOGS: Ja, auf alle Fälle. Ich finde die Möglichkeit toll, dass die Mädels und die Frauen heute Fußball spielen können und dürfen. Ihr werdet es nicht so verfolgen, aber bis 1970 hat der Deutsche Fußball-bund verboten, dass die Frauen spielen. Das war eine lange Kampagne und ein langer Kampf der Frauen, die da geführt wurde. Also, das ist schon irre, was sich da entwickelt hat. Der Deutsche Fußballbund hat das wirklich verboten, einfach mit Ausreden, mit biologischen Ausreden und wie auch immer, es wurde ins Lächerliche gezogen. Aber die Frauen haben dann die alten Herrschaften beim DFB überzeugt und dann wurde das 1970 legal.
SCHNIPSEL: Was ist Ihr Lieblingsverein?
FRAU BOGS: Da ich aus dem Ostteil der Stadt bin, bin ich dem 1. FC Union verbunden, auch bedingt durch die Tatsache, dass dort gute Arbeit geleistet wird im Frauenfußball. Bekanntlich sind die dieses Jahr Meister der Zweiten Liga geworden und sind aufgestiegen. Und der Verein macht da eine tolle Arbeit, was den Frauenfußball betrifft. Das ist eigentlich für Berlin revolutionär, was da abläuft zurzeit.

SCHNIPSEL: Wenn ich als Mädchen Lust habe, Fußball zu spielen, was für Tipps haben Sie da für mich?
FRAU BOGS: Erst mal muss ja Spaß da sein. Man muss wissen, dass es kein Stehsport ist, man muss sich bewegen. Ja, und dann einfach mal anfangen zu knödeln mit den Jungs.
Die Fragen an Frau Bogs stellten Nisa, Raya, Selim, Yoldas und Yuna.
Zum Weiterlesen: Blick in die Geschichte – Organisierter Frauen-Fußball in Berlin (ein Artikel des Berliner Fußball-Verbands)