Das pädagogische Konzept des Campus Hannah Höch bietet mehr für Bildung und Erziehung: gemeinsames Lernen in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen (JüL), individuelle Förderung und Leistungsorientierung sowie eigene Dokumentation und Selbsteinschätzung der Kinder ihres persönlichen Lernfortschritts. Dafür, dass die Jugendlichen für die Zeit nach der Gemeinschaftsschule gut gerüstet sind, werden die Pädagog*innen am Campus auch von sogenannten Fellows der gemeinnützigen Bildungsinitiative Teach First Deutschland unterstützt.
Fellows sind meist junge Erwachsene mit Hochschulabschluss und ersten Berufserfahrungen, die sich für eine größere Bildungsgerechtigkeit engagieren. Dazu kommen sie für die Dauer von zwei Jahren an eine Schule und helfen dort den Schüler*innen bei den Vorbereitungen für den Berufseinstieg oder den Wechsel an eine Oberstufenschule. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit sind daher Bewerbungs-Coachings. Sie unterstützen aber auch Lerngruppen im Unterricht, helfen bei Lernschwierigkeiten, bereiten Projekte vor und bieten AGs an. Außerdem stehen sie als Ansprechpartner für Schüler*innen bei Konflikten oder anderen Problemen bereit.
Am Campus Hannah Höch haben wir zurzeit fünf Fellows. Sie sind in der Mittelstufe in den Jahrgängen 9 und 10 tätig. Einer von ihnen ist Herr Halang, der schon seit anderthalb Jahren an unserer Schule ist. Er ist ausgebildeter Journalist und arbeitete in einer Redaktion für Nachhaltigkeitsthemen, als er sich entschied, sich bei Teach First Deutschland als Fellow zu bewerben und sich für mehr Bildungsgerechtigkeit zu engagieren.
Herr Halang findet, Fellow zu sein, ist eine coole Sache. „Es ist eine gute Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren, und es ist ein sinnvoller Job: Wir Fellows bewirken etwas mit unserer Arbeit“, sagt er. „Ich kann mit der Leitung Fächer und AGs aussuchen und freier gestalten und muss keine Leistungsbewertungen vornehmen.“ Er bietet beispielsweise in diesem Schuljahr eine Selbstverteidigungs-AG an, im vergangenen Jahr machte er eine zur Stärkung der Medienkompetenz.
Schüler*innen auf Augenhöhe begegnen
Herr Halang weiß, dass neben seiner eigenen Motivation seine Beziehung zu den Schüler*innen entscheidend dafür ist, dass er mit seiner Arbeit als Fellow am Campus erfolgreich ist. Schüler*innen mit ihren Anliegen ernst nehmen, auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren, Einfühlungsvermögen zeigen und Vertrauen schaffen gehört dazu.
Unsere Schule ist bislang die einzige in Reinickendorf, die mit Fellows von Teach First Deutschland zusammenarbeitet. Derzeit gibt es in Deutschland knapp über 160 aktive Fellows, die an 127 Partnerschulen im Bundesgebiet arbeiten. An Partnerschulen in der Region Berlin, wo das Programm 2009 mit startete, arbeiten zurzeit 47 Fellows.
Bei der Auswahl der Fellows achtet Teach First Deutschland neben einem Hochschulabschluss mit guten Noten vor allem auf die Motivation der Bewerber*innen. „Nur Überzeugungstäter*innen machen den Job richtig“, weiß Oliver Keinath, Manager bei Teach First Deutschland für die Region Berlin.
Dass es am Campus gleich fünf Fellows sind, hat Gründe: Unsere Schulleiterin Frau Ristow hat sich sehr stark für Fellows an unserer Schule eingesetzt, und der Campus mit seinem Schulprofil bietet hervorragende Voraussetzungen dafür, dass die Fellows hier erfolgreich arbeiten können. Zu diesen Voraussetzungen zählen unter anderem die Mehrzügigkeit der Lerngruppen sowie die Erfahrung der Mitarbeiter*innen mit Quereinsteiger*innenn, Trägern, Vereinen und Partnern aus Lehre und Wirtschaft. Unsere fünf Fellows berichten jedenfalls, dass sie sich dadurch schnell bei uns eingewöhnt haben – trotz des Sprungs ins kalte Wasser. Schließlich haben sie zur Vorbereitung auf den Job nur für einige Wochen Didaktik-Schulungen bekommen.
Alle gewinnen durch das Fellows-Programm
„Ich merke, die Schüler*innen am Campus sind froh über unser Angebot, ihnen in vielerlei Dingen unter die Arme zu greifen, und auch das Feedback von Schulleitung und Kollegium am Campus ist super“, erzählt Herr Halang. Und Frau Ristow meint: „Die Fellows sind eine tolle Unterstützung an unserer Schule. Sie haben nochmal einen anderen Zugang zu den Schüler*innen als die Lehrkräfte und ergänzen so unser vielfältiges Bildungsangebot hervorragend.“ Und Teach-First-Mitarbeiter Keinath befindet: „Wir spüren, dass am Campus Hannah Höch die Unterstützung des Fellow-Programms sehr groß ist.“
Und was haben Herr Halang und seine Mitstreiter*innen von ihrer zweijährigen Arbeit an unserer Schule? 1. Das gute Gefühl, sich nach ihrem eigenen Bildungserfolg sozial zu engagieren und so der Gesellschaft etwas zurückzugeben. 2. Fortbildungen von Teach First Deutschland, die ihnen später in ihrem weiteren Berufsleben helfen können – etwa in Projektmanagement. 3. Sie bleiben Teil eines mittlerweile über 700 Alumni umfassenden Netzwerks, das das Ziel der Initiative weiter unterstützt: „Alle Kinder und Jugendliche erfahren unabhängig von ihren Startbedingungen eine gute Bildung.“
Brd