Der Harald Muschner (CDU) bezeichnet sich selbst als “Lokalpatriot”. Er zog mit seinen Eltern nach Reinickendorf, als er 10 Jahre alt war, und ging hier zur Schule. Auch seine fünf Töchter besuchten Reinickendorfer Schulen, und er selbst saß viele Jahre in Ausschüssen, die sich mit dem Bereich Schule beschäftigten. Er kennt also die Schulen in unserem Bezirk sehr gut und er ist weiterhin eng mit ihnen verbunden: seit 2022 als Bezirksstadtrat in Reinickendorf für die Bereiche Bildung, Sport, Kultur und Facility Management.

Am vergangenen Donnerstag stattete Herr Muschner der SCHNIPSEL-Redaktion einen Besuch ab, um den Nachwuchs-Redakteur*innen zum Sieg beim Berliner Schülerzeitungswettbewerb zu gratulieren. “Eure Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, dass auch junge Menschen eine Stimme haben. Ihr bringt Themen auf, die bewegen, und macht das mit viel Engagement”, lobte Herr Muschner die journalistische Leidenschaft der Nachwuchsredakteur*innen. “Dass eure Zeitung jetzt als beste Berlins ausgezeichnet wurde, habt ihr euch absolut verdient.”
Die Kinder nutzten die Gelegenheit, um Herrn Muschner Fragen zu seinen Aufgaben und zu unserer Schule zu stellen.
Herr Muschner im SCHNIPSEL-Interview
SCHNIPSEL: Herr Muschner, was genau sind Ihre Aufgaben im Bereich Schule?
HERR MUSCHNER: Der Schulstadtrat ist für die äußeren Dinge im Schulbereich zuständig. Das Haus, dass die Einschulungen gut laufen, dass alle Kinder einen Schulplatz finden, dass schwänzende Kinder einen Brief nach Hause geschickt bekommen und sie wieder zur Schule zurückkommen.
SCHNIPSEL: Wie wird man Bezirksstadtrat?
HERR MUSCHNER: Bezirksstadtrat wird man ganz einfach: Man wird gewählt. Man muss dazu auch nichts Besonderes lernen. Es gibt keinen Lehrberuf “Stadtrat”.
Ich kann euch nur meine Geschichte erzählen: Ich habe fünf Mädchen. Deshalb war ich früher Elternvertreter, erst in der Kita, dann in der Schule. Irgendwann hatte ich dann im Bezirkselternausschuss jahrelang den Vorsitz. Als mein letztes Kind die Schule verließ, wurde ich angesprochen, ob ich das nicht in der Bezirksverordnetenversammlung weitermachen wollte. Da war ich auch für das Thema Schule zuständig.
Dann kam eines zum anderen: Erst habe ich den Schulausschuss geleitet, dann den Hauptausschuss, ein Haushaltausschuss, in dem das Geld verteilt wird im Bezirk. Wahrscheinlich habe ich nicht so viele Fehler gemacht, und deshalb fragte man mich, ob ich nicht Bezirksstadtrat für Schule werden wollte.
Das hat mich sehr gefreut, denn Schule ist immer mein Steckenpferd gewesen. Die Frage, die man sich immer stellen muss: Was nützt der Schule, was nützt den Kindern?
SCHNIPSEL: Wie haben Sie als Kind und Jugendlicher Schule erlebt? Fiel Ihnen das Lernen schwer oder leicht?
HERR MUSCHNER: Ich habe die Schule immer ganz positiv erlebt, weil ich da meine Freunde traf. Das Thema Freunde und Gemeinschaft war für mich das Wichtige an der Schule. Das Lernen für später ist zwar wichtig, aber wenn ihr daran noch Spaß habt, dann wird daraus auch etwas.
Als Schüler sind mir Mathe und Naturwissenschaften wie Physik immer leicht gefallen. Mit Sprachen habe ich mich dagegen schwer getan. Was aber auch ganz wichtig für die Zukunft ist, ist reden und kommunizieren. Das lernt man auch in der Schule, zum Beispiel ganz nebenbei in der Teamarbeit.
SCHNIPSEL: Inwiefern sind Teamarbeit und Kommunizieren für Sie als Bezirksstadtrat wichtig?
HERR MUSCHNER: Das tiefe Fachwissen kann ich mir zur Not auch anlesen. Aber mit Menschen zu reden, im Team zu arbeiten und Dinge zu erklären ist für einen Bezirksstadtrat ganz wichtig. Als Stadtrat in der Politik kann man es nie allen Menschen recht machen. Der eine will links herum gehen, der andere rechts herum. Und dann muss man die eine Seite überzeugen, warum der andere Weg der bessere für die Allgemeinheit ist.
Und als Bezirksstadtrat kann man nicht alles alleine machen. Deshalb habe ich ein tolles Team um mich herum, aber auch Schulamtsleitungen und Finanzleute, die alle zusammenarbeiten. Die können ihren Job alle besser als ich. Und wir alle sind zusammen da, damit die Schulen im Bezirk funktionieren.

SCHNIPSEL: Sie kennen also die Schulen in Reinickendorf sehr gut. Auf welche Entwicklungen der vergangenen Jahre sind Sie stolz oder froh?
HERR MUSCHNER: Worauf ich stolz bin in Reinickendorf, ist, dass wir immer allen Kindern im Bezirk einen Schulplatz anbieten können. Das hört sich so selbstverständlich an, aber es ist ab und zu eine Herausforderung, wenn irgendwo viele neue Häuser gebaut werden oder irgendwo etwas kaputt geht. Etwas stolz bin ich auch darauf, dass wir unseren Nachbarbezirken in den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 auch noch Schulplätze abgeben und ihnen so mit ihren Oberschülern helfen können.
Ich persönlich komme ja beruflich aus der EDV und IT. Für mich ist außerdem interessant, ein spezielles Digitalisierungsprojekt zu haben, bei dem wir Glasfaser in den Klassenzimmer legen, damit wir mit dem Internetzugang für die Zukunft gerüstet sind.
SCHNIPSEL: Was sind zurzeit die größten Probleme der Reinickendorfer Schulen?
HERR MUSCHNER: Auch das sind die Schulplätze, also mehr Schüler unterzubringen und Klassenräume anzubieten. In Reinickendorf-Ost und in Reinickendorf-West steigen die Schülerzahlen dadurch, dass Menschen hierher ziehen. Das liegt unter anderem daran, dass die Wohnungsmieten in Reinickendorf noch vergleichsweise moderat sind.
Die Sanierung der Schulen ist eine andere große Hauptaufgabe für ich als Schulstadtrat auf der einen Seite und als Baustadtrat auf der anderen Seite. Wir bekommen zwar vom Land Berlin Geld zum Bauen, aber wir brauchen Menschen, die es machen, und wir brauchen genug Geld. Aber von beidem haben wir nicht genug, so dass wir immer nur stückchenweise weiter sanieren können.
SCHNIPSEL: Am Campus Hannah Höch wurde gerade für viel Geld das Schulgelände umgestaltet, während durch den Sparhaushalt für andere Schulen kein Geld für Neubauten oder Umbauten zur Verfügung steht. Müssen wir deshalb ein schlechtes Gewissen haben?
HERR MUSCHNER: Ganz sicher nicht. Ihr habt am Campus jahrelang eine Außenfläche gehabt, die schöner gemacht werden sollte. Und wir hatten das Glück, das wir hier im Bereich des Märkischen Viertels ein Fördergebiet hatten, in das Geld vom Land Berlin hineingegeben wurde. Davon ist euer Schulhof ein Teil, und ihr habt keiner Schule etwas weggenommen und ihr habt es euch auch verdient. Das war die Gunst der Stunde.
SCHNIPSEL: Yuna würde gerne mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Allerdings gibt es keinen Fahrradweg zum Campus. Deshalb ist es ihr zu gefährlich. Warum gibt es keinen Fahrradweg zu unserer Schule und was kann man machen, damit es bald einen gibt?
HERR MUSCHNER: Ich bin für eine Menge zuständig, aber nicht für Fahrradwege. Aber im Bereich Schule haben wir unterschiedliche Verkehrsproblematiken. Eigentlich ist unser Hauptproblem der selbstgemachte Autoverkehr von den Eltern, die morgens ihre Kinder mit dem Auto in der zweiten Reihe schnell mal absetzen und nachmittags zu zehnt in der zweiten Reihe warten, um die Kinder zum Schulschluss wieder einzusammeln. Wir versuchen jedes Jahr an den Schulen, die Eltern zu motivieren, ihre Kinder zur Schule laufen oder mit dem Fahrrad fahren zu lassen.
SCHNIPSEL: Gute Schülerinnen und Schüler wie jetzt zum Beispiel Benedikt, Linus und Yuna verlassen nach der Grundstufe den Campus, weil wir keine Oberstufe haben. Warum bekommt der Campus keine Oberstufe?
HERR MUSCHNER: Die Oberstufe ist nach der zehnten Jahrgangsstufe. Ihr werdet immer einen Platz finden, der euch zum Abitur bringt. Wir haben im Land Berlin die Durchlässigkeit, dass jeder Schüler mit einem guten MSA-Abschluss in der zehnten Klasse in die Oberstufe weitergehen und ein Abitur machen kann. Hier an der Schule gibt es keine Oberstufe. Wir haben nur einige wenige ehemalige Gesamtschulen, heutige integrierte Sekundarschulen (ISS), die eine Oberstufe in sich drin haben.

Es gibt unterschiedliche Konzepte im Land Berlin: dass man entweder an einem Gymnasium, an einer ISS mit Oberstufe oder einem Oberstufenzentrum (OSZ) sein Abitur machen kann. Das Land Berlin sieht vor, dass wir berufsorientiert viele Schülerinnen und Schüler an einem OSZ zum Abitur bringen.
Nun gibt es unterschiedliche Projekte im Land Berlin, die versucht wurden. Ich bin ein Fan davon, dass man Oberstufenverbünde bildet. Dann haben alle das Verständnis, dass jede Schule zum Abitur führt. Hier an der ISS habt ihr den Vorteil, dass ihr dann das Abitur in 13 Jahren macht, während es am Gymnasium in sportlichen 12 Jahren geschieht.
SCHNIPSEL: Wir haben am Campus den Zukunftstag eingeführt, an dem wir Schülerinnen und Schüler selbständig Projekte zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung planen und durchführen. Was halten Sie davon?
HERR MUSCHNER: Das Thema Projektarbeit finde ich cool, weil sich oftmals jeder seine eigenen Themenschwerpunkte aussuchen und in Teamarbeit in der Gruppe bearbeiten und lösen kann. Wie gesagt: reden und zuhören, austauschen, Argumente verstehen. Das ist die Grundlage von allem. Was die Ziele des Zukunftstages angeht: Wer, wenn nicht ihr, soll sich denn darum kümmern? Ihr habt noch viel länger etwas davon als ich. Also: Ein tolles Thema, tolle Projekttage und ich hoffe, super Ergebnisse!
SCHNIPSEL: Vielen Dank für das Interview, Herr Muschner.
Die Fragen stellten Aminat, Benedikt, Celeste, Derin, Johanna, Lilli, Linus, Lucy, Maryem und Tanzila.
Zum Weiterlesen: Pressemitteilung des Bezirksamts Reinickendorf zum Besuch des Bezirksstadtrats in der SCHNIPSEL-Redaktion