Rote Fäden: Schüler*innen des Campus Hannah Höch kuratieren eine Ausstellung

Was haben Kunstwerke und ein roter Faden gemeinsam? Dieser Frage gingen Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelstufe des Campus Hannah Höch nach. In einem Kunst-Projekt schlüpften sie in die Rolle von Kurator*innen und lernten, wie eine Ausstellung geplant und gestaltet wird.

Was ist eine Ausstellung?

In einer Ausstellung werden besondere Dinge präsentiert: Gemälde, Skulpturen, Fotos oder andere spannende Objekte. Ziel ist es, eine Geschichte zu erzählen oder Menschen zum Nachdenken anzuregen. Doch wie wird entschieden, was gezeigt wird? Und nach welchen Kriterien werden die Werke angeordnet? Diese Fragen stellen sich beim Kuratieren. 

Was bedeutet “kuratieren”?

Der Begriff “Kuratieren” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie “sorgen für”. Ein Kurator oder eine Kuratorin wählt Kunstwerke aus, ordnet sie passend an und überlegt, wie sie am besten präsentiert werden können. Genau diese Aufgabe übernahmen die Schüler*innen im Campus-Projekt.

Sie besuchten das Archiv der Sozialen Künstlerförderung in Berlin-Mariendorf. Dort lagern in einer riesigen Lagerhalle etwa 16.000 Kunstwerke, die durch diese besondere Förderung entstanden sind. Die Soziale Künstlerförderung gab es in West-Berlin seit 1950 und unterstützte Künstler*innen finanziell, indem sie ihre Werke ankaufte. Eine bekannte geförderte Künstlerin war Hannah Höch, die spätere Namensgeberin unserer Schule. Später saß sie dann sogar in der Auswahljury für neue Künstler*innen. Alle hier gesammelten Werke haben einen Bezug zu Berlin und dokumentieren die Stadt auf vielfältige Weise.

Für das Projekt reisten die Schüler*innen vom hohen Norden Berlins tief in den Süden, um an einer Führung durch das Archiv teilzunehmen und dort direkt mit den Kunstwerken zu arbeiten.

Die eigene Ausstellung entsteht

Das Archivteam stellte eine besondere Auswahl an Kunstwerken zusammen, darunter Bilder, die das Märkische Viertel und den Bezirk Reinickendorf zeigen. Die Schüler*innen analysierten die Werke genau, wählten Favoriten aus und suchten nach Verbindungen: Gibt es Gemeinsamkeiten? Passen bestimmte Bilder zusammen? Welcher “rote Faden” zieht sich durch die Werke?

Dabei fanden sie verschiedene Herangehensweisen: Manche ließen sich von Farbgebungen leiten, andere erkannten ähnliche Stimmungen in den Bildern, wieder andere entwickelten ganze Geschichten durch die Abfolge von Werken. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.

In Gruppen wurden schließlich Bilder ausgesucht, Miniaturausdrucke der Werke angeordnet und mit kleinen Texten ergänzt. So entstanden eigene kleine Ausstellungen, die zeigten, wie sich die einzelnen Werke gegenseitig ergänzen und plötzlich neue Geschichten erzählen.

Vielfältige Perspektiven auf Berliner Kunst

In den Ausstellungen, die noch kurze Zeit in Haus 1 und Haus 5 unserer Gemeinschaftsschule präsentiert werden, fällt auf, dass einige Bilder immer wieder auftauchen – echte Favoriten! Besonders beliebt sind zum Beispiel ein Bild der Reichstagsruine oder eine Ansicht der ehemaligen Abhörstation auf dem Teufelsberg im Grunewald. Doch die Deutungen der Werke sind unterschiedlich: Während manche Schüler*innen die Berliner Sehenswürdigkeiten als fiktive Reiseziele inszenieren, sehen andere sie als einsame Inseln im Meer oder betteten sie in ganz neue Erzählungen ein.

Fazit: Eine Ausstellung ist mehr als Bilder an der Wand

Das Projekt zeigte, dass eine Ausstellung weit mehr ist als eine bloße Ansammlung von Kunstwerken. Es geht darum, Werke in einen Zusammenhang zu bringen, Geschichten zu erzählen und Betrachter zum Nachdenken anzuregen. Durch ihre intensive Auseinandersetzung mit den Bildern gibt es am Campus nun echte Expert*innen darin – und vielleicht sogar Kuratorinnen und Kuratoren der Zukunft.