Wie wird man Journalist*in? Wie arbeiten Journalist*innen und welche Fähigkeiten müssen sie mitbringen? Mit diesen und weiteren Fragen im Gepäck haben die Kinder der SCHNIPSEL-AG kurz vor den Sommerferien die Redaktion des Tagesspiegel besucht. Dort stand ihnen Frau Nieder, die beim Tagesspiegel Journalismus für Kinder und mit Kindern macht, Rede und Antwort. Sie führte die Schüler*innen anschließend durch die Redaktionsräume der Tageszeitung.
„Wenn du viel Geld verdienen möchtest, dann werde kein Journalist.“ Das war die erste, ernüchternde Empfehlung von Frau Nieder. Zumindest nicht bei einer Tageszeitung, denn viele der täglich erscheinenden Blättern kämpfen um ihre Existenz. Das hat unter anderem mit dem Internet und damit zu tun, wie sich junge Menschen heute informieren, so Frau Nieder. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene schauen eher bei Instagram und Youtube rein als bei einer Tageszeitung. Dabei bietet gerade der „Kinderspiegel“ im Tagesspiegel die Informationen, die beispielsweise für Referate in der Schule nützlich sind.
Nicht viel Geld, sondern die Abwechslung und Spannung machen den Job als Journalist*in attraktiv: „Der Beruf macht viel Spaß und wird nie langweilig“, berichtet Frau Nieder. „Man lernt immer neue Sachen kennen.“ Eine gute Journalistin muss informieren und zudem Geschichten erzählen wollen, die Leser*innen spannend finden, sowie Dinge herausfinden wollen. „Rerum Cognoscere Causas“ lautet das am Eingang des Tagesspiegel-Gebäudes angebrachte Motto. Übersetzt heißt das: „Den Dingen auf den Grund gehen.“
Dazu gehört auch, mit allen betroffenen Parteien über ein Thema zu sprechen. „Wir Journalist*innen schaffen Klarheit“, sagt Frau Nieder. „Wir können in einem Artikel belegen, dass wir alle Seiten nach ihrer Sichtweise gefragt haben.“ Gleichzeitig hat der Tagesspiegel das Ziel, mit seinen Beiträgen und Seiten Haltung zu zeigen und für demokratische Werte einzustehen. „Wir wollen klarmachen, dass in unserer Gesellschaft alle mitmachen können und alle gleichberechtigt sind.“ Diesen Auftrag haben übrigens auch Lehrer*innen.
Bei einer Tageszeitung müssen die Journalist*innen schnell sein, damit die Artikel auch in die nächste Druckausgabe kommen. Mittlerweile arbeiten Journalist*innen im Schichtbetrieb quasi rund um die Uhr – der Tagesspiegel hat eine Früh- und eine Spätausgabe und für den am frühen Morgen erscheinenden Tagesspiegel-Newsletter Background schreiben die Redakteur*innen sogar nachts. Frau Nieder, die seit dem Jahr 2000 die Seite „Kinderspiegel“ betreut, kann es gelassener angehen – Hauptsache, die Seite wird an jedem Freitag fertig.
Themen findet Frau Nieder nach eigener Aussage immer. Sie schreibt über das, was saisonal anliegt und was aktuell Wichtiges in der Welt passiert sowie über spannende Dinge, die ihr andere vorschlagen. Nur eine gute Rätselfrage für die Kinderseite fällt ihr manchmal nicht sofort ein, berichtet sie.
Und wie wird man Journalist*in? Man braucht das Abitur und muss frühzeitig Erfahrungen in dem Bereich sammeln, so Frau Nieder. Praktika bekommen beispielsweise meist nur die, die schon schreiben können oder schon für andere Zeitungen geschrieben haben – eine Mitarbeit bei einer Schüler*innen-Zeitung ist da ein guter Anfang. Nach dem Abi kann man sich bei einer Journalistenschule bewerben oder an einer Universität studieren. „Am besten ein Fach, das euch besonders interessiert“, so der Tipp von Frau Nieder. Sie selbst hat früher Anglistik und Russistik studiert.
Die Schüler*innen der SCHNIPSEL-Gruppe hatte sich vor dem Besuch die Fragen überlegt, die sie Frau Nieder stellen wollten. Nach dem Besuch in der Tagesspiegel-Redaktion tobten sich die Kinder noch auf einem Spielplatz in der Nähe aus und belohnten sich mit einem Eis. Und dann ging es auch schon wieder zurück in die Schule.
Brd